Wenn man fotografiert fängt man irgendwann automatisch an, die Welt „fotografisch“ zu sehen, selbst wenn man keine Kamera dabei hat. Genau so ging es mir letztes Wochenende in Erfurt, als ich an einem kühlen, nassen Sonntag durch die zum Teil nur 2m engen Gassen mit alten Pflastersteinen und hohen Mauern aus Naturstein und Fachwerk lief. Eigentlich kam ich grad vom Autoparken und wollte schnell ins Trockene, wurde aber von dieser Shooting-Location gefangen. Zu schade, dass die Kamera in der Unterkunft und der Reflektor und der Blitz im Auto lagen. Tja, und außerdem kein Model und kein Assistent weit und breit. Also hieß es für mich erstmal Location vormerken für ein anderes Mal und ab zum Geburtstag meiner Nichte. Als ich dort meinen Kumpel Andreas aus meinen jungen Thüringerzeiten sitzen sah, konnte ich es dann doch nicht aushalten und überredete ihn, Model zu stehen und meinen Schwager Sven, mir fototechnisch zu assistieren. Unter einen Vorwand schlichen wir 3 Typen uns also für eine halbe Stunde vom Kindergeburtstag und ließen eine völlig spontane Blitzidee in der folgenden Bilderreihe Realität werden.
Junge potsdamer Rock ‘n Roller wollte ich letzten Freitag fotografieren…leider klappte das Vorhaben in letzter Minute nicht, da die Kids kurzfristig verhindert waren und nicht zum Treffpunkt erschienen. Jetzt standen wir also im Veranstaltungssaal mit aufgebautem Licht-Setup und tausend Ideen aber keinen Darstellern. Wir, das sind Tom von Mach Musik, der das Shooting mit organisiert hatte, und meine Wenigkeit. Tom ist Vollblutmusiker, erfahrener Drummer und Sozialpädagoge. Diese beiden Professionen vereint er seit einigen Jahren bereits als einer von zwei Projektleitern bei Mach Musik in Potsdam. Tom ist nun nicht der Typ Mensch, der sich vor jede Kamera schmeißt und gerne im Rampenlicht steht. Da nun aber alles aufgebaut war, überredete ich ihn sich ablichten zu lassen. Ein Schlagzeug hatten wir spontan nicht zur Hand aber zwei Sticks. So entstanden folgende Portrait-Bilder.
Heute hatte ich einen Einzelcoaching bei Flischi von Flischpic Fotografie zu den Themen Fotografie -grundlagen und Studiobeleuchtung. Nach einer superfreundlichen Begrüßung im kleinen Studio wurde mir erstmal erklärt, was heute so alles auf dem Plan steht – wow, das war wirklich ne ganze Menge. Jetzt war ich noch gespannter, was da alles genau auf mich zu kommen mag :D
Angefangen haben wir mit Streiflichtern mit Tageslichtlampen.
Dabei wird das Model von links und rechts mit hartem Licht beleuchtet, wodurch die Seiten hart vom Hintergrund getrennt werden. Zum warm werden haben wir hier einige Posen ausprobiert. Dabei durfte ich sowohl vor, als auch hinter der Kamera stehen. Mit einer großen Softbox (eine Art großer gespannter Stoffkreis), die nah an den Körper gehalten wurde, wurde zusätzlich weiches Licht erzeugt, was den Körper bzw. Das Gesicht des Models weicht mit Licht umhüllt – wie ich finde, ein wirklich toller Effekt.
Veränderungen im Lichtaufbau wurden immer gleich erklärt und auch das Ergebnis im Bild gezeigt, so dass ich einen recht gutes Gefühl dafür bekommen konnte, was welche Auswirkung hat. Weiter ging es dann mit dem „Ringlicht“ und der „Muschel“. Das Ringlicht ist – wie der Name ja schon sagt – ein ringförmiges Licht, durch dessen Mitte der Fotograph einfach durchphotographieren kann. Der Vorteil ist, dass so ein schattenloses Licht auf das Gesicht des Modells gezaubert werden kann. Bei der Muschel wird sowohl von oben als auch von unten vom Modell (wir haben Portraits gemacht) eine Softbox gehalten. Das Ziel hierbei ist, das Model gleichmäßig auzuleuchten und Schatten zu minimieren.
Danach sind wir dann noch nach draußen gegangen, wo heute ganz wunderbar die Sonne schien. Sonne ist ja eigentlich was schönes – macht aber beim Photographieren unschöne Schatten. Also wurde auch hier in die „Phototrickkiste“ gegriffen und mit Diffuser und Reflektor zum einen die direkte Sonneneinstrahlung verhindert und zum anderen auch für Beleuchtung von „unten“ gesorgt.
Ja – und dann war da noch das „Bett“. So wurde es mir zumindest gesagt… Eigentlich nur ein Kissen und eine Decke. Hier wird wohl noch tief in die Bearbeitungskiste gegriffen – ich bin sowas von gespannt, was da passiert! Bald gibt es dann ja auch den Bearbeitungsworkshop – ich denke, dass ich da auch dabei sein werde, um zu lernen, wie man dann noch den letzten Schliff anlegen kann.
Ich habe heute auf jeden Fall viel über Belichtung gelernt und weiß nun definitiv, auf was man alles achten muss und wie man durch Reflektoren, Diffuser und bestimmte Lampen besondere Effekte erreichen kann. Und dazu hat das ganze auch noch super viel Spaß gemacht!